Keine Jury, kein Zeitgeist, keine subjektiven Vorlieben, kein exklusiver Startup-Fokus – der Innovations-Award 2020/21, den das unabhängige Schweizer Institut für Qualitätstests (SIQT) in diesem Jahr erstmalig vergibt, basiert auf der härtesten „Währung“ der Innovation: dem Patent.

Unabhängig von Branchen-Affinitäten oder Produkt-Trends sind Patente Ausdruck von Erfindungsreichtum, stellen ein amtliches Testat für eine schützenswerte intellektuelle Leistung dar, sind Zeugnis, dass ein neuartiger Lösungsansatz gefunden wurde. Aus der Unternehmens-Perspektive ermöglichen Patente exklusive Produkte und sind zugleich Ausweis einer leistungsfähigen Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Methodik und Auszeichnung

Dem trägt der „Innovations-Award 2020/21“ konzeptionell Rechnung, indem das SIQT segmentübergreifend auf Basis des internationalen Patent-Klassifizierungssystems CPC (Cooperative Patent Classification) die Anzahl der Patente untersucht hat, die in der Schweiz ansässigen Unternehmen im Zeitraum 2017 bis 2019 erteilt wurden. Untersuchungsebene waren die rund 130 CPC-Klassen, in die sich die neun Haupt-Sektionen des Systems aufteilen. Die Recherche beschränkte sich dabei nicht allein auf das Schweizer Patentamt, vielmehr umfasste die Datengenerierung alle Patentämter weltweit. Abgerundet und in einem Score-Wert verdichtet wurde die Basis-Grösse Patentanzahl durch das qualitative Moment der Zitationshäufigkeit.

Zu Preisträgern des Innovations-Awards 2020/21 gekürt wurden die Unternehmen oder Forschungseinrichtungen, die in ihrem Segment bzw. in einer CPC-Klasse einen überdurchschnittlichen Score-Wert aufweisen. Erstplatzierte in einer CPC-Klasse wurden zudem mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Erweiterter Blickwinkel

Der Blick auf Patente als basale Bausteine des Fortschritts bietet mehrere Vorteile. Zum einen lässt sich so die Innovativität der gesamten Wirtschaft erfassen – und nicht nur einiger weniger global agierender Grosskonzerne.

Denn: Auch wenn die Schweiz mit Schwergewichten wie Roche, Novartis, ABB oder Nestlé hoch-innovative Global Player aufweist, so sind doch über 99% aller hiesigen Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten.

Diese agieren eher selten im öffentlichen Scheinwerferlicht – und doch treffen sich auch in ihnen Fachkompetenz und Erfindungsreichtum, da die Optimierung von Prozessen und Produkten ihr täglicher Auftrag ist.

Der Blick auf das Patent und die Segmentierung nach CPC-Klassen erlauben es, der Struktur der Wirtschaft ganzheitlich gerecht zu werden und ihre Innovationskraft objektiv zu erfassen.

Zum anderen erweitert der Ansatz des Innovations-Awards den Blickwinkel auch inhaltlich. Beim Thema Innovation geht es nämlich nicht nur um den betrieblichen Output in Form von Endprodukten und Services – auch die Optimierung von Herstellungsprozessen spielt eine wichtige Rolle: je effizienter der Prozess, desto grösser der Wettbewerbsvorteil.

Stark im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich steht die Schweiz übrigens exzellent da. Legt man die absolute Anzahl erteilter Patente im Zeitraum 2017 bis 2019 zugrunde, rangiert die Schweiz in Europa auf Platz 4 – hinter Deutschland, Frankreich und Grossbritannien. Im globalen Vergleich belegt die Schweiz Rang 9 – für ein Land mit gerade einmal rund 8,5 Mio Einwohnern eine beeindruckende Leistung.

Betrachtet man das Innovations-Profil unter dem Patent-Aspekt, so zeigt sich ein Schwerpunkt in der Sektion A „Täglicher Lebensbedarf“ und dort vor allem in der CPC-Klasse A 61 „Medizin/Tiermedizin, Hygiene“. Und es sind nicht nur Roche und Novartis, die hier ihren Beitrag leisten.

Es folgt die Sektion B „Arbeitsverfahren, Transportieren“, die breit angelegt ist und von physikalischer und chemischer Grundlagenforschung bis hin zum Fahrzeugbau reicht. Und auch hier gilt: Zwar ist ein „Riese“ wie die ABB Schweiz mitsamt Tochter- und Schwesterunternehmen ein starker Player in diesem Segment, doch ohne eine Vielzahl kleinerer und mittelgrosser Unternehmen wäre die Leistungsfähigkeit auf diesem Feld nicht gegeben.

Auffällig auch die verhältnismässig grosse Anzahl an Patenten in der CPC-Klasse Y02 „Klimaschutztechnologien“, für die im Rahmen des Innovations-Awards eine Sonderauszeichnung vergeben wurde: In dieser Klasse wurden im Untersuchungszeitraum mehr Patente eingereicht als in der traditionellen Patent-Domäne der Schweiz G04 „Zeitmessung“.

Hier finden Sie die Preisträger – sowohl in einer alphabetischen Gesamtschau als auch in einer Darstellung nach CPC-Klassen:

Folgende Unternehmen wurden mit dem Sonderpreis des Innovations-Awards 2020/21 ausgezeichnet: