Die Schweiz ist auch 2024 wieder das innovativste Land der Welt. Dieser Befund stammt von keiner geringeren als der World Intellectual Property Organization (WIPO), die mit ihrem Global Innovation Index jährlich mehr als 120 Staaten nach unterschiedlichsten Kriterien untersucht.

Eine mehr als beachtliche Leistung – keine Frage. Doch wer sind auf Unternehmensseite die Innovationstreiber des Landes? Reflexartig fallen an dieser Stelle Namen wie Roche, ABB oder Nestlé. Das stimmt zwar, doch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn nicht nur die milliardenschweren Industrie-Giganten, sondern auch eine Vielzahl kleinerer Betriebe steht für die Innovativität der Schweiz – und eben diesen widmet sich die jüngste Studie des Schweizer Instituts für Qualitätstests (SIQT).

Im Fokus: Unternehmen mit unter CHF 1 Mrd. Jahresumsatz

Untersucht wurde die Patent-Performance hiesiger Mittelstands-Unternehmen, wobei diese hier als Unternehmen mit weniger als CHF 1 Mrd. Jahresumsatz definiert sind.  Die Entscheidung, das objektiv erfassbare Patent als „härteste Währung“ für Innovation in den Mittelpunkt zu stellen, wurde ganz bewusst getroffen.

Unabhängig von Zeitgeistschwankungen, Produkttrends oder subjektiven Jury-Befindlichkeiten sind Patente Ausdruck von Erfindungsreichtum, stellen ein amtliches Testat für eine schützenswerte intellektuelle Leistung dar, sind Zeugnis, dass ein neuartiger Lösungsansatz gefunden wurde.

Bewertungsgrundlage der Studie „Die innovativsten Mittelständler der Schweiz“ waren alle Patenterteilungen für Schweizer Unternehmen (< CHF 1 Mrd. p.a.) im Zeitraum 01.05.2023 bis 30.09.2024. Die Recherche umfasste dabei die Datengenerierung aller Patentämter weltweit. Abgerundet und in einem Score-Wert verdichtet wurde die Basis-Grösse Patentanzahl durch das qualitative Moment der Zitationshäufigkeit.

Mit dem SIQT-Innovationspreis ausgezeichnet wurden die besten 500 Unternehmen.

In einem zweiten Schritt wurden diese Top 500-Unternehmen insgesamt 31 Branchen zugeordnet und auf Basis der Score-Werte entsprechende Branchen-Rankings gebildet. Diese zusätzliche Optik trägt dem Umstand Rechnung, dass es zwischen einzelnen Branchen strukturelle Unterschiede in der Forschungsintensität gibt – und liefert zugleich einen Eindruck davon, wie es um die Innovationskraft eines Unternehmens innerhalb seiner Branche bestellt ist.

Branchen-Ranking: Maschinen- und Anlagenbau vor Medizintechnik und Biotechnologie

Insgesamt 61 und damit die meisten der TOP 500-Unternehmen sind im Maschinen- und Anlagenbau tätig. Führend innerhalb der Branche in puncto Patent-Performance: Die Ferag AG, ein Schweizer Familienunternehmen, das sich auf Förder-, Sortier- und Verarbeitungslösungen spezialisiert hat. Hinter der Ferag AG platzierte sich die Bystronic aus Niederönz, bekannt für vernetzte Produktionsumgebungen in der Blechbearbeitung.

Aus dem Bereich Medizintechnik stammen 50 der diesjährigen Preisträger. Branchen-Primus hier: die SHL Medical AG mit Sitz in Zug, einer der globalen Marktführer im Segment Auto- und Peninjektoren. Auf Rang zwei innerhalb der Branche Medizintechnik und Rang 5 im Gesamtfeld der Top 500: die medmix Switzerland AG, ein führender Anbieter von Präzisionsgeräten für den Bereich Gesundheitswesen, aber auch für die Industrie und Konsumgüter.

Als drittstärkste Branche ging die Biotechnologie aus der Untersuchung hervor – 47 der ausgezeichneten 500 Unternehmen sind hier aktiv. Angeführt wird die Branche von CRISPR Therapeutics aus Zug. Mitbegründet wurde das Unternehmen von Emmanuelle Charpentier, die 2020 den Chemienobelpreis erhielt. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stand und steht das Gen-Editing, also die gezielte Veränderung der DNA durch das Einfügen, Entfernen oder Ausschalten von Genen.

Erfindungsreiche Newcomer

Dass Innovationen nichts mit „rocket science“ zu tun haben müssen, sondern manchmal einfach der Frust über schlechte Ausrüstung bei der Ausübung eines Hobbies Inspirationsquelle sein kann, zeigt die Geschichte des Preisträgers Daysaver AG. Hier waren es drei passionierte Fahrradfahrer, die sich nicht länger mit unpraktischem und sperrigem Werkzeug abfinden wollten – und selbst ein Multitool für Bikes entwickelten.

Ein Beispiel dafür, dass selbst voll entwickelte Märkte wie der Schweizer Uhrenmarkt noch Platz für erfindungsreiche Newcomer bieten, ist der Preisträger Kross Studio SA. Die unabhängige Schweizer Uhrenfirma wurde erst 2020 von Marco Tedeschi und einem Team von fünf Unternehmern gegründet – und hat sich schnell einen Namen gemacht, indem es innovative Zeitmesser mit einzigartigen Designs und komplizierten Mechanismen, wie dem weltweit ersten zentral schwebenden Tourbillon, entwickelt hat.

TOP 500-Spitzentrio: Inventio, SHL Medical und ETA

Angeführt wird das Ranking der Top 500 von der Inventio AG. Hierbei handelt es sich um eine Tochter der Schindler Gruppe, die zu den führenden Unternehmen in der Aufzugs- und Fahrtreppenindustrie zählt. So konzentrieren sich die Innovationen der Inventio hauptsächlich in den Bereichen Mechanik, Elektromechanik und Elektronik, schwerpunktmässig im Bauwesen, speziell in der Gebäudetechnologie.

Platz zwei belegt die bereits erwähnte SHL Medical AG. Platz drei ging an die nChain AG, ein führendes Unternehmen in der Blockchain-Forschung und -Entwicklung mit Sitz in Zug, Schweiz. Gegründet im Jahr 2015, hat nChain ein umfangreiches Patentportfolio aufgebaut, das sich auf Technologien wie nicht-austauschbare Token (NFTs), intelligente Verträge und Web3 konzentriert.

Eines der ältesten Unternehmen der Untersuchung findet sich auf Rang vier: Die ETA SA Manufacture Horlogère Suisse wurde 1793 gegründet und nimmt als Teil der Swatch Group eine dominierende Position im Markt für Uhrwerke ein. Von der ETA SA stammt beispielsweise die Powermatic 80, ein Uhrwerk, das eine Gangreserve von bis zu 80 Stunden bietet. Darüber hinaus hat ETA hat begonnen, in einigen ihrer Uhrwerke Silizium zu verwenden, das besonders widerstandsfähig gegen Magnetfelder und Temperaturschwankungen ist, was wiederum zu einer höheren Präzision und Zuverlässigkeit der Uhrwerke führt.

Die vollständige Top 500-Liste sowie eine Übersicht der Top 3-Unternehmen nach Branchen finden Sie hier:

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